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03.07.2012

Sind Foren nicht mehr zeitgemäß?

Floppy Disk
Bildquelle: freedigitalphotos.net
Vor einer Weile bin ich beim Webmasterfriday über das (schon ältere) Thema „Nutzt ihr noch Foren?“ gestolpert und hatte vor, mal die Teilnehmerartikel zu lesen oder zumindest zu überfliegen. Über einen davon bin ich jetzt anderwärts (nämlich auf Twitter) ebenfalls zufällig gestolpert: Meine Meinung zu Internet-Foren und Communities von Sam (Seobloggerei).
In diesem Artikel findet sich so viel, was meinen vehementen Widerspruch herausfordert, dass ich einfach darüber schreiben MUSS! 

Das soll natürlich kein Angriff auf die Blogautorin sein, sondern eine konstruktive Auseinandersetzung mit ihrem Artikel.

30.04.2012

Eulen nach Athen? Forum vs. Blog für User

Ganz ehrlich: Ich wurschtle jetzt schon seit drei Tagen an diesem Thema herum – und zwar, wie mir eben klar wird, aus einem simplen Grund: Mir ist überhaupt nicht klar, an welche Zielgruppe ich mich damit richte. Gibt es überhaupt Internetnutzer, die im Netz nachlesen wollen, ob sie sich lieber in einem Forum anmelden oder gleich ein eigenes Blog starten sollen? Wohl kaum. Sie probieren es einfach aufs Geratewohl selber aus. Würde ich auch so machen.

Und jetzt? Den Artikel einfach gar nicht schreiben, wo ich ihn doch im letzten Beitrag so vollmundig angekündigt hatte? Aber ich will doch was darüber sagen, wann meiner Meinung nach die Anmeldung in einem Forum sinnvoll ist und wann nicht, und was an einem eigenen Blog anders ist! Also gut, dann schreibe ich es einfach als Meinungsartikel für ein Zielpublikum, das in etwa denselben Erfahrungshorizont hat wie ich selbst. Für Leute also, die beides ausprobiert und für sich selbst entschieden haben, was wann für sie passt. Dann können wir darüber diskutieren. Oder ihr könnt mich mit faulem Obst bewerfen. Oder ...?

Apfelhorden


Damit sind wir schon mitten drin im Thema: Das hier ist ein ganz neues Blog, es hat noch keine Leser. Es hat auch noch zu wenige Einträge, als dass es sich lohnen würde, dafür jetzt schon die Werbetrommel zu rühren. Als Faustregel, habe ich gelesen, sollten es mindestens fünf Blogposts sein, bevor man damit anfängt – und das hier ist erst der dritte. Allenfalls besteht die Hoffnung, dass Netzfreunde, denen ich schon davon erzählt habe, mal reinschauen und vielleicht sogar netterweise einen Kommentar hinterlassen. Diskussion entsteht in einem neuen Blog nicht so schnell.*)

Und?, höre ich da die Leserin, die ich mir gerade vorstelle, fragen. Ist das in einem Forum anders? Nun ... ja, ist es. Auch wenn das Ergebnis häufig nicht so ausfällt, wie man es sich erwünscht und erwartet hätte – das mit dem Feedback geht wesentlich schneller. Denn man kommt ja bereits in eine bestehende Community rein.

Die Crux an der Sache ist die: So eine Community hat Regeln. Geschriebene wie auch ungeschriebene. Vor allem letztere findet man meiner Erfahrung nach meistens dadurch raus, dass man sie unbeabsichtigt bricht ... was bei mir in der Regel in einen Fettnäpfchen-Hüpf-Marathon auszuarten pflegt. ;-) Okay, das ist eine vorübergehende Phase, und ich hab kein Problem damit. Ebenso wenig hab ich ein Problem damit, mich mit Leuten zusammenzuraufen. Gerade zu Letzterem hat aber nun mal nicht jeder Lust und viele auch gar nicht die Nerven. Und, ganz ehrlich, es kostet viel an Nerven. Jedes einzelne Mal.


Nervenkostümierung


Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft Leute, die ich kenne, aus Foren, in denen ich aktiv war, weggegangen sind, weil sie die Art, wie andere im Forum mit ihnen umgingen, nicht aushalten konnten oder wollen. Einschließlich meines eigenen Forums, und da wird‘s schwierig, denn natürlich frage ich mich dann jedes Mal, ob ich als Admin etwas falsch gemacht habe. Aber ... nein. Man kann es einfach nicht jedem recht machen. Übrigens hab ich auch schon Admins erlebt, die ihre Foren schmeißen, weil sie emotional nicht mehr klar kommen.

Hingegen habe ich noch nie gehört, dass jemand sein Blog wegen aggressiver Kommentare geschlossen hätte. Warum denn auch – die lassen sich ja problemlos unterbinden. Notfalls, wenn man sich grade mal einen Stalker eingefangen hat, schließt man einfach für eine Weile die Kommentarfunktion, falls die Spam-Einstellungen der Blogsoftware nicht reichen. Hab ich schon gemacht. Selbst die hartnäckigsten Stalker geben normalerweise irgendwann auf.

In Foren ist man dabei letztlich auf die Administration angewiesen, und nein, als Admine ermahne ich nicht gleich jeden, der einem Sensibelchen zu nahe tritt. Außerdem schmeiße ich auch nicht gleich jeden raus, den ich schon mehrmals freundlich ermahnt habe. Ein dickes Fell ist also schon Voraussetzung. (Wie das in Kuschelforen sein mag, weiß ich nicht – die langweilen mich nämlich. ;D)

Finisierung


Okay, ich muss zugeben, mein ursprüngliches Ziel – zu zeigen, wann man sich in einem Forum registrieren und wann man besser ein eigenes Blog anfangen sollte – habe ich nicht erreicht. War wohl von Anfang an eine blöde Idee.

Eins hab ich aber immerhin bewiesen, und sei es auch nur mir selbst: Es ist verdammt viel schwieriger, einen vernünftigen Blogpost zu schreiben, als einen Diskussionsanstoß in einem Forum zu geben.

Diese Sorte Schreiberei ist mir noch neu und ich bin noch sehr unzufrieden. Bärt mit mir! ;-)



*) Manchmal holt einen die Realität schneller ein, als man es sich versieht. Zumindest einen Ansatz von Diskussion gibt es bereits, weil Walter, den ich im letzten Posting verlinkt habe, mir eine Rückmeldung gab. Dass ich ihn sinngemäß falsch zitierte, tut mir leid ... und zeigt, dass auch die Bloggerei nicht frei von Fettnäpfchen ist. Wie schön ... da fühle ich mich als notorische Fettnäpfchen-Tapperin ja gleich heimisch. ;-)

25.04.2012

Forum oder Blog?

Diese Frage stelle ich mal an den Anfang.

Viele scheinen sich über den Unterschied gar nicht im Klaren zu sein oder sogar zu denken, das sei mehr oder minder dasselbe. Beispielsweise hat ein von mir sehr geschätzter ehemaliger User der Literarchie, Walter Beutler, einmal bemerkt, er hätte bei uns seine ersten Schritte in der Blogszene gemacht.*) Freut mich, dass er es so sieht, und es freut mich noch viel mehr, dass er mittlerweile ein erfolgreiches Blog betreibt, aber – genaugenommen hatte er unrecht. Und er ist auch genau deshalb aus dem Forum ausgestiegen und zu einem eigenen Blog übergewechselt, weil es da eben gravierende Unterschiede gibt und weil ein Blog für ihn besser passte.

Das ist die Perspektive des Users. Auf die werde ich in einem späteren Beitrag noch näher eingehen. Heute möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, was aus der Perspektive der Betreiberin den Unterschied zwischen Blog und Forum ausmacht.

Rein technisch betrachtet könnte man sagen, dass es relativ egal ist, ob man Blogsoftware oder Forensoftware nutzt. Man kann mit beidem beides machen. Mit Fantasie und Improvisationsgabe kann man sowieso jede Technik für so ziemlich alles anpassen, und das kann sogar durchaus sinnvoll sein. Z.B. betreibt der Bloghoster twoday.net sein Supportforum mit der hauseigenen Blogsoftware, und das funktioniert sehr gut. Umgekehrt gibt es Foren, in denen User ihre eigenen, privaten Unterforen bekommen können, die dann vom Prinzip her ähnlich wie Blogs funktionieren.

Worauf ich hinaus will: Es geht nicht um die Technik.

Der Unterschied liegt in der Form der Nutzung bzw. in der Art des Angebots.

  • Wer ein Blog betreibt, bietet Inhalte. Diese Inhalte können (und sollen) dann durchaus diskutiert werden, aber am Anfang steht der Input durch den Blogautor/die Blogautorin. Und selbst bei der flachsten Hierarchie ist immer noch klar: Hier bestimmt der Autor. Die Kommentatoren sind Gäste.
  • Wer ein Forum betreibt, bietet eine Diskussionsplattform – bzw. eine Plattform für die Veröffentlichung von Inputs durch andere. Eigener Input ist dabei nur in geringem Maße vonnöten, zu viel davon stört sogar. Hingegen bedarf es der Betreuung der Community. Deren Mitglieder sind in diesem Fall nicht Gäste, sondern Mitwirkende

Als Betreiberin eines Forums bin ich sowas wie eine Veranstalterin. Ich muss dafür sorgen, dass alles glatt läuft und die VeranstaltungsteilnehmerInnen gut versorgt sind. Ist das der Fall, kann ich mich ins Gewühl stürzen und selbst an der Veranstaltung teilnehmen. Aber sobald irgendwas schief läuft, bin ich in der Verantwortung.

Ich vergleiche das jetzt mal als Beispiel damit, dass ich gemeinsam mit einer Kollegin einen Workshop organisierte, an dem wir beide auch als Vortragende teilnahmen. Der Workshop fand am Wochenende statt, wir hatten ein Buffet von einem Cateringservice. Plötzlich fiel der Lift aus; die Veranstaltungsräume waren im vierten Stock. Nun hatten wir zusätzlich zur Workshopmoderation und unseren eigenen Vorträgen auch noch eine unvorhergesehene Komplikation am Hals, um die wir uns kümmern mussten: Telefonate mit der Liftbetreuungsfirma und der Cateringfirma führen, eine Lösung für die erste Buffet-Lieferung finden ... usw.

Als bloße Vortragende hätten wir damit nichts zu tun gehabt.


Blogbetreiber sind wie Vortragende im eigenen (virtuellen) Vortragssaal. Sollte technisch irgendwas schiefgehen, ist das nicht weiter schlimm. Die Gäste haben ja keinen Eintritt bezahlt und Mitwirkende gibt es nicht. Sagt man den Gästen freundlich, dass leider gerade der Strom ausgefallen ist oder dass man aus Krankheitsgründen selbst ausfällt, werden sie das akzeptieren und ganz einfach später wiederkommen. 

Forenbetreiber sind dagegen Veranstaltungsleiter, Moderator und Hausmeister in einer Person. Und sehr oft werden sie von Usern vor allem für Letzeres gehalten. Fällt das Licht aus, ist der Hausmeister schuld. Fällt ein Vortragender aus, ist der Veranstaltungsleiter schuld. Kriegen sich zwei in die Wolle, ist der Moderator schuld. Krankheit oder Zeitmangel sind keine Entschuldigung. Admin-Hausmeister-Dauerbetreuer haben gefälligst immer für ihre Leute da zu sein. Das ist ihr einziger Daseinszweck. (Achtung, Ironie ;-))

Die entscheidenden Fragen vor dem Start eines neuen Webprojekts sind also:  
  1. Will ich vorwiegend eigene Inhalte anbieten, oder möchte ich zu einem Thema, das mich interessiert, eine Community schaffen und betreuen?
  2. Habe ich die Nerven dafür, mich ständig um meine User zu kümmern?

Damit ist das Thema natürlich noch nicht erschöpfend behandelt, es wird uns hier sicher noch öfter beschäftigen. Anregungen, Ergänzungen und Fragen sind daher sehr willkommen!


Im nächsten Artikel möchte ich mich der Frage widmen, wann sich User für ein Forum oder ein eigenes Blog entscheiden sollten.


[Update 29.4. 16:10]
*) Ups, da hatte ich offenbar etwas falsch im Gedächtnis - Walter hat das in einem Kommentar richtig gestellt. Ich wollte ihm damit ja auch keineswegs Naivität unterstellen!