07.06.2012

Webmaster Friday: Was tun gegen Trolle?

Trolle standen bei mir sowieso ganz oben auf der Liste der zu bearbeitenden Themen; nun sind sie auch noch Thema des dieswöchigen Webmaster Friday — also nichts wie ran an den Speck!

Hier geht es natürlich, dem Blogthema gemäß, um Forentrolle. Der Unterschied zwischen Forentroll und Blogtroll als „Spezies“ dürfte marginal sein. Hinsichtlich dessen, was man gegen sie unternehmen kann (bzw. soll oder muss), gibt es dagegen zweifellos Unterschiede, da sich Foren und Blogs strukturell unterscheiden (siehe auch den Beitrag Forum oder Blog?).


Was genau ist ein Troll? Wie identifiziert man ihn?

Eine wirklich brauchbare Beschreibung habe ich schon vor Jahren auf der Schweizer Website Gigaherz gefunden:

»Während die einfacheren Naturen unter den Trollen - und davon gibt es viele - nur plump provozieren und sich dann zufrieden geben, beschimpft zu werden, ist es das Ziel eines gewiefteren Trolls, Streit und Uneinigkeit in einer Gruppe zu säen. Und sie schaffen dies auch oft dadurch, dass sie herausfinden, welches Thema in einer Gruppe zu einem Konflikt führen könnte und genau dieses auf geschickt verpackte Art und Weise anzusprechen. Sie legen die Lunte und zünden sie dann an. Aus der angerichteten Zerstörung ziehen sie ihre Befriedigung, sie beobachten dann nur noch, lehnen sich zurück und geniessen.«

Vereinfacht gesagt ist der simple Troll einer, der sagt: Wenn ihr mich nicht mitspielen lasst, mache ich euch das Spielzeug kaputt. Diese Sorte ist lästig, aber relativ harmlos. Die zweite Sorte ist gefährlicher, da man ihr subtiles Zerstörungswerk nicht gleich bemerkt. Gern treten sie auch als Vermittler zwischen streitenden Parteien auf und man merkt womöglich lange Zeit gar nicht, dass der Streit längst beigelegt worden wäre, wenn sie ihn nicht geschürt hätten. Ein Eldorado für diese Troll-Spezies sind nach meiner Erfahrung insbesondere Foren bzw. Forenbereiche, in denen Gastkommentare zugelassen sind.

Ein simpler Troll ist meistens relativ leicht zu erkennen. Er meldet sich zum Beispiel in einem Forum für Gartenzwergliebhaber an, weil er Gartenzwerge hasst, und fängt sogleich an zu wettern, wie blöd er Gartenzwerge und deren Besitzer findet. Oder er meldet sich in irgendeinem Forum an, das ihm nicht gefällt oder dessen Thema ihn nicht interessiert, stänkert und meckert über alles und jeden und fühlt sich ständig „gemobbt“ oder „gemaulkorbt“.

Der etwas subtilere Troll gibt sich anfangs angepasst und fängt erst nach einiger Zeit an zu stänkern.

Daneben gibt es User, die ganz einfach unangepasst sind oder einen seltsamen Humor haben und deshalb oft für Trolle gehalten werden, obwohl sie das keineswegs sind.  Dazu habe ich letzte Woche hier schon ganz kurz was geschrieben.


Was kann man dagegen machen? Muss man überhaupt was machen?

Trolle der harmlosen Sorte verschwinden meiner Erfahrung nach meistens nach kurzem Gastspiel von selber wieder. Zumindest hatte ich in meinem Forum schon recht häufig User, die mal kurz reinschauten, zwei, drei Tage lang misslaunige, klugscheißerische oder rotzfreche Bemerkungen abließen und danach nie wieder auftauchten. Vielleicht waren das ja auch keine „echten“ Trolle, keine Ahnung. Gegen solche braucht man jedenfalls nichts zu tun, selbst wenn sie länger bleiben sollten. Weitgehend ignorieren reicht vollauf.

Ab wann man als Admin was machen sollte, hängt teilweise vom Stil des Forums ab. Wenn der Umgangston generell sehr locker bis rau ist, kann man ruhig mal zuwarten und es der Community überlassen, die Sache selbst zu regeln. In einem bunten Haufen wie der Literarchie kann so ein halbzahmer Haustroll sogar belebend wirken.

Wenn eine Diskussion aus dem Ruder läuft, sollte man generell moderierend eingreifen, egal ob ein Troll beteiligt ist oder nicht. Sofern man keine Mods hat, muss man das als Admin eben selber machen. Ob man dabei Beiträge editiert, die unter die Gürtellinie gehen, ist Geschmackssache. Ich tue es nicht — statt dessen verschiebe ich Diskussionen, die zu Wirtshausschlägereien auszuarten drohen, in einen internen Bereich. Dazu trenne ich manchmal auch Teile von Threads ab. (Beides übrigens Maßnahmen, die in einem Forum möglich sind, in einem Blog dagegen nicht.) Wenn es extrem heftig wurde, hab ich auch schon Threads gesperrt. Normalerweise reicht das.

Bei echten Trollen wie auch bei extrem aufsässigen Usern (das ist für mich ein kleiner, aber feiner Unterschied) reicht das leider nicht, und wenn man sie ungehindert gewähren lässt, hat man entweder ständig Ramba-Zamba — oder irgendwann ein leeres Forum, weil die anderen User wegbleiben.

Deshalb bleibt eigentlich gar nichts anderes übrig, als besonders hartnäckige Störenfriede ganz einfach rauszuschmeißen — selbst wenn einem solch autoritäres Vorgehen total gegen den Strich geht.



Was erfahrungsgemäß NICHT funktioniert

Pöbelei mit Humor nehmen
Trolle verstehen keinen Spaß, sind ironie-resistent und fühlen sich durch humorvolle Reaktionen lediglich verarscht. Das macht sie noch aggressiver.

Sachliche Argumente
Trolle argumentieren nicht, sondern wiederholen gebetsmühlenartig ihre Scheinargumente. Sie hören nicht zu. Sie interessieren sich nicht für Gegenmeinungen. Es ist vollkommen sinnlos, sie mit Argumenten überzeugen zu wollen.

Gegenpolemik
Ist sehr verlockend, wenn man selber Spaß am Polemisieren hat — aber es gibt dem Affen Zucker.

Beleidigungen
Das artet zur Schlammschlacht aus und man stellt sich mit dem Troll auf eine Stufe.

Ärger zeigen, beleidigt sein, zugeben, dass man verletzt ist
Genau das wollte der Troll. Jetzt triumphiert er.

An die Vernunft des Trolls appellieren
Er hat keine, oder wenn, dann ist sie gut versteckt unter einem riesigen Haufen von Komplexen.

Alles was mit Helfersyndrom zu tun hat
Trolle wollen nicht bemuttert, sondern gehasst werden.



Was funktionieren KANN (ohne Garantie)

Penetrante Freundlichkeit
Bei weniger aggressiven Trollen kann es evtl. zielführend sein, so zu tun als würde man gar nicht wahrnehmen, dass sie absichtlich nerven, stören oder aggressiv sind. Sogar hartnäckigere Exemplare verlieren dadurch evtl. die Lust. Allerdings muss man diese Masche eisern durchhalten und darf keine Sekunde lang aus der Rolle fallen. Der Troll lauert darauf, dass sein freundliches Opfer Ärger zeigt.

Auslachen, jedes Wort im Mund umdrehen, aggressive Verarsche
Kann bei psychisch labilen Trollen Wirkung zeigen, erfordert aber ziemlich viel Härte, da der Troll vermutlich irgendwann heulend zusammenbricht.
In einem Forum funktioniert sowas eher nur bedingt, weil sich vermutlich mitleidige User/innen finden werden, die den armen Kerl trösten ... und dann hat er erst wieder, was er wollte.
(Ich sag jetzt Kerl ... natürlich gibt es auch weibliche Trolle. Wie man die nennt, weiß ich nicht. Trollösen?)

Spielchen spielen I
Wenn die User mitmachen, kann man so einen Troll auch als lustiges Spielzeug verwenden. Das wird ihm wenig gefallen und er wird vermutlich bald das Weite suchen. Voraussetzung ist, dass das Forum mehr oder minder eine eingeschworene Gemeinschaft ist. Nachteil: Richtet sich häufig gegen die Falschen, d.h. gegen neue User, die gar keine Trolle sind, sondern der eingeschworenen Gemeinschaft einfach nicht zu Gesicht stehen.

Spielchen spielen II
Das funktioniert in Foren nur im Gästebereich, aber da es in einem Beitrag zum Webmaster Friday ausführlich behandelt wurde (und noch dazu auf äußerst amüsante Weise — sehr gern gelesen!), möchte ich es hier auch erwähnen: Gasttrolle kriegt man schnell klein, wenn ein paar User mitspielen und so tun als wären sie selbst der Troll. Der zuckt dann erst mal aus, regt sich auf, versucht klarzustellen, dass er das alles nicht war ...  und irgendwann gibt er dann normalerweise w.o.
Klingt gemein, aber schließlich hat ja niemand den Troll darum gebeten, sich im Gästeforum breitzumachen.
(Wir haben das Spielchen in der Literarchie früher übrigens öfter mal gespielt, als es noch ein offenes Gästeforum gab — und zwar spontan und gänzlich ohne Steuerung meinerseits. )




Damit hab ich jetzt mein Stichwort für den Ausstieg gefunden: Gästeforum. Ich denke, das wird dann das nächste Thema.

Keine Kommentare: