11.07.2012

Forenstart: Ein Interview mit mir selbst

Bild: pobre.ch (flickr.com) | cc-by
Ich hab diese Idee, Mail-Interviews mit Forenmastern zu machen. Mit einem hab ich schon mal geredet und er meinte: Ja, gern, wenn du mir Fragen schickst und mir viel Zeit lässt. Die Sache ist die: Erst muss ich mir ja Fragen ausdenken.

Das hab ich jetzt. Und hab sie gleich auch selbst beantwortet. Wobei die Fragen an meine potenziellen Interviewpartner vielleicht darüber hinaus gehen werden. Mal sehen.



Was hat dich bewogen, ein Forum zu gründen?
Das hat sich einfach so ergeben. Eigentlich gründete sich das Forum praktisch von selbst. Der Anlass war, dass es in einem großen Forum, in dem ich Mitglied war, Konflikte gab. Eigentlich wollten wir nur einen Ausweichort, um ungestört und ohne Maulkorb diskutieren zu können, bis sich die Wogen wieder glätten würden. Dann wurde das fast ohne mein Zutun zur Dauereinrichtung.

Welche Vorerfahrungen hattest du?
Ich konnte ganz passabel HTML und CSS und hatte schon simple Forensoftware getestet — aus beruflichen Gründen. Das verlief sich dann im Sand. Das Wissen blieb quasi übrig wie ein ungetragener Pulli im Schrank.
Daneben hatte ich Erfahrung als Userin. Das hätte ich damals nicht als Vorerfahrung gesehen — war es aber.

Wovor hattest du am meisten Schiss?
Vor der Administration.
Ich war sicher, dass ich technisch alles auf die Reihe kriege oder notfalls jemanden fragen kann. Das lernt sich.
Aber User betreuen? Das ist eine Leitungsaufgabe. Dafür fühlte ich mich nicht befähigt und war es auch nicht. — Aber man wächst rein.

Hast du Pläne gemacht und Vorbereitungen getroffen oder bist du einfach losgestartet?
Ich hatte gar keine Zeit, Pläne zu machen. Es ging alles unglaublich schnell. An einem Tag stellte ich den Text eines Freundes in ein leeres, von mir Monate vorher zum Spaß entworfenes Forum, am nächsten Tag wurde da diskutiert und zwei Tage später oder so hatte ich plötzlich einen laufenden Forenbetrieb.

Wie hast du deine ersten User gewonnen?
Die kamen von selbst. Es gab damals wie gesagt Konflikte in einem großen Forum. Die Literarchie war zunächst ein Ausweichort für all jene, die sich im Stammforum nicht mehr wohlfühlten. Ein paar kamen auch, weil sie auf unserer Seite standen. Und sie blieben. — Manche nicht sehr lang, aber wir hatten immerhin einen Startpool von rund 20 Usern.

Wie hast du dein Forum nach den ersten Schritten bekannter gemacht?
Das war dann wesentlich schwieriger und ich kämpfe noch immer damit. Ich hab alles Mögliche versucht. Listen, in die man sich eintragen kann, später Twitter und Facebook. Ich weiß nicht so recht, was funktioniert. Am besten immer noch persönliche Empfehlungen, glaub ich. Zu denen kommt man teilweise über Social-Media-Aktivitäten.

Ab wann hattest du das Gefühl: Jetzt läuft es? Was waren für dich die Indikatoren? (Userzahl, Beitragszahl, Usertreue ...)
Darauf warte ich noch.
Vermutlich kann ein Projekt irgendwann zum Selbstläufer werden, aber dazu würde es mehr Zulauf brauchen. Meins überlebt nicht mal eine Woche ohne meine ständige Aufmerksamkeit. Nachher darf ich es dann wieder mühselig pushen.
Usertreue ist gut. Aber wenn die Handvoll treue User aus privaten Gründen mal alle gleichzeitig ausfallen ... dann steht man wieder am Anfang.

Hast du mal überlegt, das Projekt wieder aufzugeben? Wenn ja warum hast du trotzdem weitergemacht?
Anfangs wollte ich mindestens alle zwei Wochen das Handtuch schmeißen. Ich hab es aus Trotz nicht getan. Und weil ich mich verantwortlich fühlte. Ich hatte ja was versprochen.
Und irgendwann wird das zur Herzensangelegenheit. Dann gibt man das ebenso wenig auf, wie man einen Hund weggeben würde, bloß weil er die teuren Sandalen angenagt hat.

Was würdest du heute anders machen?
Den basisdemokratischen Ansatz. — Hm, nein, doch nicht. Der war schon wichtig. Als Start.
Ich würde die Sache heute insgesamt ganz anders angehen. Glaub ich.
Ganz ehrlich: Ich käme heute wahrscheinlich gar nicht mehr auf die abartige Idee, ein Forum zu starten.


*

Nach diesen ehrlichen Auskünften, die ich mir selbst gegeben habe, begebe ich mich nun auf die Suche nach Forenmastern, die sich als Interviewpartner zur Verfügung stellen.

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